Print (noch) als Erlösbringer – und starke Fokussierung auf Userbedürfnisse
→ Erlösmatrix
„Print ist nicht tot.“ Dietmar Zikulnig, Geschäftsführer der Kleinen Zeitung, geht davon aus, dass Medien die nächsten Jahre weiterhin von Print leben (müssen), weil sich digitale Geschäftsmodelle noch im Versuchsstadium befinden und die Displaypreise im Digitalbereich wesentlich geringer sind als im Printbereich.
Um das zu untermauern, verweist Zikulnig auf die gegen den Trend der allgemeinen Auflagenerosion stetig steigenden Auflagen der Kleinen Zeitung und das Verhältnis bei den täglichen Lesern: Die Onlineplattformen der Kleinen Zeitung erreichen 100.000 User pro Tag, die Zeitung kommt auf 800.000 tägliche Leser. 2012 wurde daher weiter in Print, in die Regionalisierung und in ein Sonntagsmagazin investiert. Medien befinden sich, so Zikulnig, derzeit in einem „digitalen Lernprozess und müssen die Bedürfnisse der Leser erkennen. Der Leser wird zum Kunden und muss lernen, dass digital nicht automatisch gratis bedeutet.“
Seit 14. Oktober wird daher das ePaper nicht mehr gratis angeboten, sondern ist ausschließlich über kostenpflichtige Kombi- oder Digital-Abos zugänglich. Mit dem Abo können nicht nur die Inhalte der Kleinen Zeitung gelesen, sondern auch zusätzliche Services wie EILT-Meldungen oder das Zeitungsarchiv genutzt werden. Eine Bezahlschranke für die Webseite ist derzeit nicht geplant, über „intelligente Modelle“ werde jedoch nachgedacht. Denn „wenn guter Journalismus die Erwartungen der Leser erfüllt, sind diese auch bereit zu bezahlen. Der Deal muss stimmen und der Bezahlvorgang darf keinen Aufwand erfordern“.
Die Einführung neuer digitaler Produkte bringt auch ein Umdenken und eine Neuorganisation in den Redaktionen mit sich. Derzeit agieren die 210 Print- und die 30 Onlinejournalisten noch getrennt. Produkte werden laut Zikulnig derzeit noch der Organisation angepasst, und nicht umgekehrt. Die Frage laute aber, „wie wir uns in die Lage versetzen, den Userneed zu erfüllen“. Im Ressort Sport wurde in einem Pilotprojekt eine integrierte Redaktion geschaffen, die auf das in Untersuchungen festgestellte Nutzungsverhalten bei der Smartphone-App reagiert. Mit dem neuen Kollektivvertrag im Juli wurden die Voraussetzungen für integrierte Newsrooms geschaffen.
Im Jahr 2013 wurde eine Position „Innovation & Entwicklung“ geschaffen, um die notwendige Innovationskultur zu etablieren und neue Erlösströme zu entwickeln und zu testen. Aktuell werden drei Projekte verfolgt:
• Eine Akademie, „da eine Zeitung auch eine Bildungseinrichtung sein kann“. Denkbar sind auch kostenpflichtige Live-Streams der Veranstaltungen.
• Der Bereich eCommerce mit einem Webshop, der das Bedürfnis des „Rund-um-die-Uhr“-Einkaufs befriedigt.
• Bücher bzw. eBooks und Dossiers in einer Edition Kleine Zeitung, die thematisch die Lebenswelt der Leser abbilden.
Mit der Gründung der Styria Digital One werden sämtliche Vertriebs- und Technologieaktivitäten der drei beteiligten Medien – Kleine Zeitung, Die Presse, Wirtschaftsblatt – gebündelt und die Produktentwicklung harmonisiert. „Unser Geschäft wird in Zukunft stark von Technologie getrieben sein – das gilt für alle Medien gleich.“ Daher ist es für Zikulnig sogar denkbar, dass sich andere Medien bei dieser Bündelung der kaufmännischen und technischen Aktivitäten beteiligen und sich auf ihre Kernkompetenz als starke Medienmarken – die Produktion von Inhalten – konzentrieren.
Dass grundsätzlich eine starke Entwicklung hin zu digitalen Erlösströmen stattfindet, wird vor allem an der Entwicklung im Rubrikmarkt deutlich. So sind die jährlichen Umsätze bei den Jobinseraten in der Zeitung seit 2008 von 13 auf 7 Millionen zurückgegangen. Durch die Beteiligung an der Anzeigen-Plattform willhaben.at bzw. deren Beteiligung an der Gebrauchtwagenbörse car4you.at werden jedoch schon relevante Digitalumsätze erzielt.
Neben diesen Erlösen aus rubrizierten Anzeigen und Displaywerbung bietet die Kleine Zeitung als einziges Medium in Österreich regelmäßige Online-Auktionen auf http://auktion.kleinezeitung.at/ an. Dieses Geschäftsmodell, auf das auch einige andere europäische Medien setzen, wird seit 2005 eingesetzt. Bei der ersten Auktion wurden 3.000 Artikel verkauft, im Jahr 2012 wurden 9.500 Artikel versteigert. Die Artikel werden von gewerblichen Verkäufern gegen Werbeleistung zur Verfügung gestellt.
Zusätzliche Aktivitäten mit Erlöskomponenten, wie der Aboclub oder Publikumsevents im Rahmen der Kleine Zeitung Akademie, dienen eher der Kundenbindung denn als Umsatzträger.
Quellen und weiterführende Informationen
- Interview für Medienfokus mit Geschäftsführer Dietmar Zikulnig
Kleine Zeitung
- Medieninhaber:
- Kleine Zeitung GmbH & Co KG
(100% Tochter der Styria Media Regional GmbH, die zu 100 % im Eigentum der Styria Media Group AG steht)
- Umsatz (2011)
- € 127,51 Mio.
- EGT (2011):
- € 19,8 Mio.
- Beschäftigte (2012):
- 205 Redakteure, 215 kaufmännisch
- Reichweite:
- 11,3%
- Impressum:
- → Weblink
Kleinezeitung.at
- Medieninhaber:
- Kleine Zeitung GmbH & Co KG
(100% Tochter der Styria Media Regional GmbH, die zu 100 % im Eigentum der Styria Media Group AG steht)
- Beschäftigte (2012):
- 35 Redakteure
- Reichweite:
- 15,6%, Unique User: 896.000
- Impressum:
- → Weblink
- Konzerndaten:
- Styria Media Group AG
(98,33 % Katholischer Medien Verein Privatstiftung, 1,67% Katholischer Medien Verein)
- Umsatz (2012):
- € 437,2 Mio.
- EGT (2012):
- € 3 – 9 Mio.
- Beschäftigte (2012):
- ca. 2.900
- Printbeilagen & Magazine:
Mein Auto, Meine Karriere, Mein Zuhause, Wirtschaftsmagazin Primus, Sonntag, Kleine Kinderzeitung
- Plattformen:
kleinezeitung.at/gutereise, karriere.kleinezeitung.at
- Apps:
Kleine Zeitung-App für Smartphone/ Tablet (sowohl iOS und Android), Vorteilsclub, Wohin-App
Hinweis
Beschreibung und Erlösmatrix basieren auf Interviews und Eigenrecherche des MedienFokus-Teams. Die Ergebnisse wurden der Kleinen Zeitung zur Kontrolle, Korrektur bzw. Ergänzung vorgelegt.
Erlösmatrix
Kategorie | Beschreibung | Plattform | Zielgruppe | |
---|---|---|---|---|
Inhalt | ||||
Print-Abo | • | 7 Tage Abo (€ 23,80 /Monat = € 285,6 /Jahr) | P | B2C |
Digital-Abo | • | 7 Tage ePaper-Abo (€ 18,99 /Monat = € 227,9 /Jahr) | W D M T A | B2C |
Kombi-Abo Aufpreis | • | 7 Tage Kleine Zeitung Print und Digital (€ 26,8 /Monat = € 321,6 /Jahr) | P W D M T | B2C |
Kombi-Abo Inklusive | ||||
Einzelverkauf Ausgaben | • | Printausgabe (€ 1,2), In-App Kauf über iPad (€ 0,89), kiosk.at (€ 1,2) | P W M T D | B2C |
Einzelverkauf Artikel | • | APA deFacto (€ 2,44 /Artikel + € 1 Recherchekosten) | W | B2C |
Kostenpflichtiges Archiv | • | Zugang nur für Vollabonnenten (7 Tage Print-Abo und/oder Digital-Abo) | W | B2C |
Bezahlschranke | ||||
Kostenpflichtige Apps | ||||
SMS, MMS, RSS, Newsletter | • | SMS-Dienste: Sport, Wetter und Anlass bezogen (Ski-WM in Schladming, Wahlen) | M | B2C |
Video & Audio | ||||
Premium Content & Services | • | „Das Beste aus der Kleinen Zeitung 2012“ als Magazin; diverse Bücher und eBooks aus redaktionellen Serien von Journalisten | P D | B2C |
Lizenzierung & Syndizierung | • | Kleine Kinderzeitung wird in Lizenz von der Presse, den OÖN und dem Magazin „Welt der Frau“ produziert | P | B2B |
Werbung | ||||
Display TKP | • | Alle gängigen Formate (TKP € 10 bis € 50), nähere Infos auf kleinezeitung.at | W M T | B2B |
Display CPX | • | wogibtswas.kleinezeitung.at | W M T | B2B |
Display Targeting | • | Soziodemographie, Predictive Behavioral Targeting, Kaufinteresse, alle gängigen Formate (TKP € 13 bis € 60) | W M T | B2B |
Display Fixpreis | • | Online nach Themengebieten buchbar, Print: 1/1 Seite Basis-Platzierung € 21.740, nähere Infos auf kleinezeitung.at | P W M T | B2B |
Rubrik- & Wortanzeigen | • | Online: Jobbörse unter karriere.kleinezeitung.at, Immobilien & Auto über willhaben.at, Raumanzeigen in Print , Kleinanzeigen in verschiedenen Kategorien | P W T | B2B B2C |
Affiliate-Programme | ||||
Content Marketing & Sponsoring | • | Advertorials | P W | B2B |
Videowerbung | • | Pre-Rolls (€ 45 bis 15 Sekunden, € 65 bis 20 Sekunden) | W M T | B2B |
Werbenetzwerke | • | GoogleAds | W | B2B |
E‑Commerce | ||||
Shop | • | Exklusive Produkte für Vorteilsclub-Mitglieder: Bücher, eBooks, Reiseangebote, Vergünstigungen, Gutscheinhefte | W O | B2C |
Merchandising | • | Jahrgangs-Cds, Chroniken, Zeitungshalter, Kleine Kinderzeitung „Fanartikel“ | W | B2B |
Tickets | • | In Kooperation mit oeticket.com | W | B2C |
Daily Deals & Online Auktionen | • | Regelmäßig umgesetzte Online-Auktionen | W | B2C |
Sonstiges | ||||
Dienstleistung | ||||
Corporate Publishing | • | Sonderausgaben der Kleinen Kinderzeitung zu diversen Themen, Kundenmagazine | O | B2B |
Technik & Programmierung | ||||
Redaktionelle Inhalte & Design | ||||
Coaching & Consulting | ||||
Events | ||||
Fachevents | ||||
Publikumsevents | • | Diverse Veranstaltungen wie „Kärnten läuft“, Graz Marathon, KulTour, Kulinarik | O | B2C |
Seminare & Kurse | • | Akademie: Diverse Veranstaltungen unter dem Motto „Wissen für Leser“ | O | B2C |
Sonstiges | ||||
Beteiligungen | • | 40% willhaben, 37,3% Ligaportal, Antenne Steiermark und Kärnten, Regionalmedien Austria | O | B2B |
Förderungen | • | Presseförderung: Regionale Vielfalt (€ 162.988) | O | B2B |
Spenden & Crowdfunding | ||||
Sonstige Erlöse |
Erklärung zur Plattform
- P / Print
- Gedruckte Inhalte
- W / Web
- Inhalte und Services auf Webseiten
- D / Digital
- Inhalte in digitalen Formaten wie PDF, eBooks, DVD
- M / Mobil
- Inhalte und Services auf Smartphones und Handys
- T / Tablet
- Inhalte und Services auf Tablets
- O / Offline
- Aktivitäten in der Realwelt, Dienstleistungen, Events und Sonstige Erlöse werden hier zugerechnet, auch z. B. im Rahmen einer Dienstleistung mobile Apps programmiert werden
- A / App
- Zusätzliche Kennzeichnung für Inhalte und Services in Form einer Applikation auf Smartphones oder Tablets; eine Applikation für das iPhone hat damit zwei Parameter M A
Erklärung zur Zielgruppe
- B2C
- Erlöse über Leistungen, die direkt vom Endkunden bezahlt werden
- B2B
- Erlöse, die über Unternehmen generiert werden